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Jack's Garage: Voll geladen in die Zukunft

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Jack's Garage: Voll geladen in die Zukunft

Es ist Mitte Februar und Lidia, Lee und ich fahren nach Notting Hill in London, um Freunde und Kunden des Heritage Parts Centre, Jack's Garage, zu besuchen. Es gibt viel mit dem Eigentümer Joseph und dem Werkstattleiter Vaidas zu besprechen, von der Zukunft des Automobils bis hin zu den Nachwirkungen einer schrecklichen Tragödie ganz in der Nähe.

Unter der Brücke

Jack‘s Garage besteht seit 1995 und befindet sich in den Bögen einer viktorianischen Eisenbahnbrücke in einer ruhigen Seitenstraße in Notting Hill. Um ehrlich zu sein, ist sie gut versteckt und ich musste ein paar Versuche mit dem Navi machen, um sie zu finden - und dabei war Lidia schon einmal hier! Der beste Hinweis waren die geparkten älteren VW Fahrzeuge in einer schmalen Einfahrt zwischen einem Wohnblock und der Brücke. Wir parken im Parkverbot, mit der Zusicherung von Vaidas, dass die örtlichen Politessen auf den Überwachungskameras auftauchen, bevor sie einen Strafzettel ausstellen können, so dass uns Zeit bleibt wegzufahren.

 

Wer ist Jack?

Nachdem ich Joseph und Vaidas getroffen hatte, war die naheliegende Frage natürlich: Wer ist Jack? Joseph füllt die Lücken aus und erklärt: "Jack war der Großvater des Gründers", und erklärt, wie er 2007 dazu kam, das Geschäft vom vorherigen Eigentümer zu übernehmen. Vaidas ist seit dem ersten Tag bei Jack. Lachend erzählt er uns: „In Litauen ist es peinlich oder gar beleidigend , wenn man an luftgekühlten Fahrzeugen arbeitet. Und jetzt bin ich hier und verbringe jeden Tag mit ihnen!"

 

Bei allem Respekt...

Wenn man am Eingang zu Jack‘s Garage steht, braucht man nur nach oben zu schauen, um die weiß bedeckte Silhouette des Grenfellblocks zu sehen, komplett mit seinem grünen Herzen an der Spitze. Das Feuer im Juni 2017 forderte offiziell das Leben von 72 Bewohnern, aber die Dunkelziffer könnte durchaus höher sein. Obwohl wir hier nicht tiefer auf die Tragödie eingehen wollen, können wir aber auch nicht so tun, als wäre sie nicht geschehen. Joseph ist sehr offen, was ihre Auswirkungen auf sein Geschäft angeht. "Wir haben in den Wochen, Monaten und sogar in den folgenden Jahren nach dem Brand einen deutlichen Rückgang der Kundenzahl festgestellt. Niemand will zum Tee vorbeikommen, wenn es vor der Haustür übel riecht, und traurigerweise hielt diese schlagzeilenträchtige Katstrophe die Besucher in einem Gebiet fern, das ihre Anwesenheit mehr denn je brauchte. Nur durch die finanzielle Unterstützung von TFL (Transport For London) und der Stadtverwaltung konnten wir hier bleiben.“

 

Einsteck Lösung...

Es waren ein paar knifflige Jahre für Joseph und sein Team, aber mit Blick auf die Zukunft, begann er darüber nachzudenken, seinen eigenen VW Käfer, genannt Pugsly, auf elektrischen Strom umzurüsten. Der rote 1303 wurde mit Hilfe eines Standardkits von Electric Classic Cars umgebaut. "Das ist ein Auto der ersten Generation", sagt Joseph. "Es hat Batterien aus einem Electric Smart Car, das in Kalifornien in einer limitierten Auflage zum Verkauf angeboten wurde, damit auch noch Autos mit Verbrennungsmotoren auf diesem lukrativen Markt verkauft werden durften. Richard von der Electric Classic Car Company kaufte einige dieser Autos mit geringem Kilometerstnd, und sie waren ideale Teilespender. Dieses Auto ist der Beweis für unser Konzept.

 

Fahren mit einem EV-Käfer!

Um die Entwicklung des EV-Systems und die Umstellung am besten zu demonstrieren, übergibt mir Joseph die Schlüssel und lädt mich ein, das Steuer zu übernehmen. Es ist ein bisschen so, als wäre man wieder ein Anfänger. Ich kann zwar fahren, aber kann ich das hier fahren?!

 

Es stellt sich heraus, dass es ziemlich einfach ist. Wir legen den Schalthebel des Käfers in den zweiten Gang ein und lassen ihn im Grunde genommen dort stehen. Vor uns liegt ein gerades und leeres Stück Straße, und Joseph weist mich an, den Fuß durchzudrücken. Die Beschleunigung ist schnell, unheimlich leise und wird von einem Pedal gesteuert, das sich wie beim Autoscooter anfühlt. Beim Abbremsen (von der erlaubten Höchstgeschwindigkeit aus, wie ich hinzufügen möchte), erfüllen die serienmäßigen Käferbremsen ihre Aufgabe, aber wie viele wissen werden, fehlt es ihnen ein wenig an Differenziertheit.

 

Saubere Energie

Bei einer Zufallsbekanntschaft mit dem Team von eClassics auf einer deutschen Oldtimer-Messe erzählte Joseph, was er mit seinem eigenen Auto macht, und die Diskussionen wendeten sich dem Geschäft zu. Lange Rede, kurzer Sinn: Jack's Garage wurde zum britischen Vertreter für ihre luftgekühlten 'Plug and Play'-Umbauten von VW. Joseph zeigt mir das gelbe Auto. "Dies ist die zweite Generation des EV-Umbaus; das Auto, das die Unterstützung von Volkswagen gewann. Es wurde von eClassics gebaut und besteht zu 100 % aus neuen Komponenten, aber da es einer von zehn Prototypen ist, sind dies keine VW-Teile. "Der Motor stammt von Bosch in Stuttgart, ist mit einem speziell umgebauten Getriebe verbunden und die Batteriebank, die unter dem Boden sitzt, stammt von LG", fügt Joseph hinzu.

 

Es sind die Autos der 3. Generation, die von der Unterstützung unserer Lieblingsmarke profitieren, und es sind diese Fahrzeuge, die Joseph und das Team von Jack's im Vereinigten Königreich anbieten wollen. Mit der ganzen Leidenschaft eines Elternteils, das gerade zusehen durfte, wie sein Kind am Sporttag gewonnen hat, schildert Joseph für mich aufgeregt die Fakten. "Der größte Sprung zwischen der 2. und 3. Generation besteht darin, dass in den neuen Autos ausschließlich VW-OEM-Komponenten verwendet werden, weshalb sie mit einer zweijährigen Haupthändlergarantie geliefert werden. Dazu gehört auch der Heckmotor, der genau wie bei einem brandneuen e-up! aussieht. Die Batterien, Ladegeräte, Steuergeräte und Umwandler sind ebenfalls mit bekannten Teilenummern versehen, die aus einer Vielzahl von Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns stammen und so zusammengefügt wurden, dass sie am besten zu diesem klassischen Cabriolet passen. Kein Witz, wenn Sie ein Problem mit einem dieser Autos haben, können Sie sich an jeden VW-Händler wenden, überall auf der Welt, und er kann es für Sie reparieren!

 

Gelbfieber!

Das eClassics-Auto ist ein echter Fortschritt gegenüber Pugsly in Bezug auf Qualität, Ausstattung und Aussehen - was nichts an der Tatsache ändert, dass Joseph sich beim Umbau seines eigenen Autos die Prinzipien von EV selbst beigebracht hat. Der Innenraum des gelben Cabriolets ist mit einem Touchscreen-Tablet ausgerüstet, das den typischen Infotainment-Luxus zeitgenössischer Autos bietet und doch das Armaturenbrett des 1303 behält. Mit modernen Sportsitzen aus schwarzem Leder und Rennstreifen, die zum Farbschema der Karosserie passen, ist die Kabine ein angenehmer Platz zum Sitzen. Meine einzige visuelle Sorge bei der Umgestaltung ist die körperfarbene Seitenschürze unter dem Trittbrett des Käfers. Sie ist ein "notwendiges Übel", um die unter dem Boden lauernde Batteriebank zu verstecken, aber mir wäre sie in schwarz lieber.

 

Das gelbe Wunder

Joseph fährt durch die enge Einfahrt aus den Werkstätten unter den Eisenbahnbögen, und wir sausen die Straße hinunter, um anderswo ein paar Fotos zu schießen. Dann bin ich wieder an der Reihe, und erlebe dieses Auto in der Umgebung, für die es perfekt ist: die Stadt. "Jeder liebt dieses Auto", lächelt Joseph. "Alle winken uns zu, wobei die Farbe die Aufmerksamkeit auf sich zu zieht, und dann schauen die Leute etwas verwirrt, wenn sie den Motor nicht hören können.“

 

Pedale

Das gelbe Auto ist ein 2-Pedal-Auto: Start und Stopp. Es gibt einen Vorwärts- und einen Rückwärtsgang, ein Kupplungssatz ist nicht erforderlich. Wenn man das Gaspedal hochkommen lässt, fühlt es sich eher linear an, anstelle von An oder Aus, und das Auto ist merklich flinker. Die Lenkung fühlt sich großartig an, wobei das lederbezogene OE-Rad für enge Kurven leicht genug ist, aber nicht wie viele moderne Super-Minis vom Straßengefühl abgekoppelt ist. Ich fahre durch eine Kreuzung und einen Kreisverkehr im Schikanen-Stil, und Joseph beglückwünscht mich zu meiner Fahrweise... Das könnte mir gefallen, glaube ich.

 

 

Einmal im Kreis!

Unser Ausflug führt uns auf einen Abschnitt der Schnellstraße, aber erst, nachdem mich Joseph eine ganze Runde um einen Kreisverkehr geschickt hat, damit ich mir ein Bild vom Kurvenverhalten des Autos machen kann. Ich muss sagen, es hat seine Sache gut gemacht, und mit dem Gewicht der Batterien unter meinen Füßen fegt es mit Leichtigkeit durch die Kurven, ich würde sogar sagen, dass es mir ein Lächeln auf’s Gesicht zaubern kann.

 

Abbremsen

Ein bisschen wie das KERS-System eines Formel-1-Autos hat das eClassics-Auto ein eigenes Energierückgewinnungssystem, an das man sich erst gewöhnen muss. Wenn Sie das Gas loslassen, erzeugt der Motor zusätzliche Kraft und bremst Sie ab, bevor Sie selbst in die Eisen steigen. Das Anhalten erfolgt mit Hilfe eines Quartetts aus Porsche-Bremsscheiben und Bremssätteln. Obwohl es sich effizienter anfühlt als die rote Version, war dies dennoch die stärkste Erinnerung daran, dass ich einen 40 Jahre alten Käfer fuhr und kein nagelneues Stadtauto.

 

Mittagspause

Außerordentlich großzügig bewirtet Joseph uns (und den Rest seines Teams) mit orientalen Kebaps aus seinem Lieblingsimbiss. Das Essen ist göttlich, wärmt uns von Innen und gibt uns eine solide Grundlage für den Rest unserer Tour durch die Werkstätten von Jack's Garage.

Wenn Sie von der Straße aus kommen, finden Sie im ersten Bogen das Büro, einen Lagerbereich im Hochparterre und darüber einen Raum für das Personal sowie den Boden und die Rampe für die täglichen mechanischen Arbeiten. Ein T3 hängt an einem Aufzug über Pugsly, und ein später T2 wartet geduldig vor dem Rollladen. Ich frage, ob sie hier auch TÜV-Tests durchführen, und Joseph erklärt: "Es könnte ein falscher Eindruck entstehen, wenn wir erst ein Kundenauto testen, ihnen sagen, was es zur Reparatur braucht und ihnen dann diesen Service in Rechnung stellen. Wir nutzen eine Teststation in der Nähe, auf deren Unabhängigkeit wir vertrauen. Auf dieser Grundlage erstellen wir dem Kunden dann ein Angebot mit allen erforderlichen Abhilfemaßnahmen.“

 

Unter den Schienen

Unter der Circle-Line gehören noch zwei weitere Bögen zu Jack's Garage, damit die Teams von Vaidas und Joseph die Kunden bedienen können, die aus ganz Großbritannien anreisen. Der "mittlere" Bogen ist eine Überlaufwerkstatt für mechanische Arbeiten. Ein weiterer T3 begrüßt uns, und hoch oben am Himmel steht ein T2 Bus, der einen neuen luftgekühlten Motor erhält. Das eröffnet die Frage, ob man auch aus dem beliebten VW Bulli auch ein Elektrofahrzeug machen kann, und natürlich sind Joseph und eClassics bereits dabei.

Joseph verrät: "Es wird einen T3 Bausatz geben, der serienmäßig mit dem Volkswagen ID3-Elektromotor ausgestattet ist, und dieser Motor wird auch für Kunden erhältlich sein, die ihren T2 umrüsten möchten". Ich habe den ID3 zum ersten Mal auf dem Festival of Speed im vergangenen Sommer in Fleisch und Blut gesehen... Es ist ziemlich beeindruckend, dass ein 40 Jahre alter Bus mit der Technologie eines solch neuen Fahrzeugs ausgestattet werden kann.

Angesichts der Art dieser Fahrzeuge lag es nahe, nach der Reichweite zu fragen und ob man in einem solchen Fahrzeug praktisch noch auf Tour gehen kann. Joseph hat einmal mehr die Antworten, die Enthusiasten hören wollen, und bietet an: "Langstrecken-Batteriepakete werden als Option für alle Modelle erhältlich sein, und sobald Volkswagen damit auf den Markt kommt, werden die 60kW-Aggregate aus dem ID3 eingebaut, die mit einer einzigen Ladung 500-600 Kilometer fahren können. Darüberhinaus erklärt er, dass "die ID3-Batterien in der Lage sind, eine 80%ige Schnellladung in nur 40 Minuten aufzunehmen". Das bedeutet, dass das Aufladen an einer Tankstelle während der Fahrt realistisch ist, und längere Touren in ganz Europa umweltfreundlich möglich sind.

 

Im dritten Bogen, der am weitesten von der Straße entfernt ist, passieren all die schmutzigen Sachen. Wieder einmal gibt es einen Bus in Ziegelform. An diesem hier wird gerade die Karosserie fertiggestellt. Daneben wird ein orangefarbener 70er-Jahre-Käfer mit neuen Käfer-Reparaturblechen verschweißt, bevor er auf EV umgerüstet wird.

"Der Käfer gehört noch immer seinem ursprünglichen ortsansässigen Besitzer", erzählt Joseph. Für den Besitzer war ein klassischer Käfer nicht mehr praktikabel, aber Joseph will die beiden wieder vereinen, sobald der leuchtend orangefarbene, emissionsfreie Umbau abgeschlossen ist.

 

Die Kultur der Stadt

Ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir mit unserer Reise zu Jack's Garage etwas Besonderes erlebt haben. Joseph sprach so kenntnisreich über die EV-Umbauten, aber er hat mich auch darüber aufgeklärt, wie seine örtliche Innenstadtgemeinde funktionierte und natürlich auch, wie sie von den Ereignissen der letzten Jahre betroffen war. London, nur 60 Meilen von der Küste entfernt, ist ein ganz anderer Ort als Shoreham-by-Sea. Wir diskutierten über Religion und aßen erstaunliches internationales Essen; Jack's Garage war an diesem Tag so viel mehr als nur eine Werkstatt, die Oldtimer repariert, und ich bin ziemlich sicher, dass jeder Besucher, der an die Tür von Joseph und Vaidas klopft, herzlich willkommen geheißen wird.

 

Noch einmal vielen Dank an das gesamte Team von Jack's Garage für den herzlichen Empfang. Wir freuen uns darauf, sie bald wieder zu sehen.

 

Andy, Lidia und Lee

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